3 Kommentare
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Avatar von Ulrich K Rößler

Der zweiter und dritte Abschnitt des frz. Originals ist leicht anders und länger als die dt. Übersetzung hier :

>>Pendant quelques jours, des pentes plus rapides, quelques-unes même d’une effrayante verticalité, nous engagèrent profondément dans le massif interne. Par certaines journées, on gagnait une lieue et demie à deux lieues vers le centre. Descentes périlleuses, pendant lesquelles l’adresse de Hans et son merveilleux sang-froid nous furent très-utiles. Cet impassible Islandais se dévouait avec un incompréhensible sans-façon, et, grâce à lui, plus d’un mauvais pas fut franchi dont nous ne serions pas sortis seuls.

Par exemple, son mutisme s’augmentait de jour en jour. Je crois même qu’il nous gagnait. Les objets extérieurs ont une action réelle sur le cerveau. Qui s’enferme entre quatre murs finit par perdre la faculté d’associer les idées et les mots. Que de prisonniers cellulaires devenus imbéciles, sinon fous, par le défaut d’exercice des facultés pensantes ! <<

Da Axel nun wieder einmal eine neue Art von Krise durchleben wird - wie bei den _Leçons d’abîme_ oder im Durstdelirium - wird nun im Voraus auf das Irresein von Gefangenen angespielt. Ich glaube auch, dass die relative Harmlosigkeit oder Mühelosigkeit daher rührt, dass alles ganz natürlich in einem modernen Sinn zugeht - keine Dämonen, keine romantische Vorstellung, dass der Wahnsinn irgend eine Verbindung zu etwas Transzendentem/Übernatürlichen signalisiere. Auch hier ist das Irresein ein rein psychologischer Effekt, der wie Klaustrophobie oder Hospitalismus, eine eingeschlossene Person wahnsinnig werden lässt - weil der normale Gebrauch des Verstandes nicht mehr funktioniert.

Die Ausgabe der Bib. Pleiade verweist als mögliche Quelle hier auf den Roman _Madame Putiphar_ (1839) von Pétrus Borel [https://fr.wikipedia.org/wiki/P%C3%A9trus_Borel], wo im II. Band, Kapitel 14-16 sehr ausführlich die mentale Zerrüttung des gefangenen Helden Fitz-Harris geschildert wird, u.a. so etwas:

"Ces folies, ces vision, etoient l'oeuvre de la fièvre lente qui l'emmenoit : il put long-temps en faire la confidence. Sa voix étoi devenue si foible que ce n'étoit plus qu'un bruit d'haleine : il avoit peine à lier deux mots.'

[https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k61559311/f185.item],

aber der genaue Bezug dieses Romans aus dem Übergang von Schauerromantik zu irgendetwas sehr Modernem, das den Surrealisten enormen Eindruck machte, auf Jules Verne ist mir nicht so ganz klar.

So harmlos und mühelos der Abstieg anfangs in diesem Kapitel der VCT geschildert wird, in Wirklichkeit ist dieser Gang in die reale Unterwelt extrem und durchweg lebensgefährlich - realistisch betrachtet. Und hier kommt diese spezielle Panik des alleine Eingeschlossenseins dazu, die die Gefahr potenziert - ganz ohne irgendwelche Dämonen eigene oder äußere.

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Avatar von Matthias

Jetzt hast du zweimal Hans statt Axel geschrieben.

Letzte Woche ist mir aufgefallen, was mir eigentlich vor zweien hätte klar werden sollen, aber da ich nicht davon ausgehe, dass ihr gleichmüthigen Gefährt*innen nach nachträglichen Kommentaren sucht, schreibe ich es diese Woche hin:

*Natürlich* ist der vergleichsweise mühelose Abstieg auch dem Anspruch geschuldet, in modernem Denken (wenn vielleicht auch nicht Wissenschaft) basierte Science Fiction zu schreiben. Dass es im Vulkanschlot keine höllische Hitze gibt, auch kein Reich der Toten und der Monstren, ja dass letztere Tropen nicht einmal aufgerufen werden, ist ein Abarbeiten an älteren Mythen und abergläubischen Ängsten. Hier auf Spannung und Drama zu verzichten dürfte für Verne diesen Mehrwert haben: Er darf die Schrecken der Unterwelt evozieren, aber erst später, wenn man an dem Punkt vorbei ist, wo die Überlieferung sie erwartet.

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Avatar von Berit Glanz

Uff ja ich war so auf Hans fixiert, dass er zum Axel wurde. Ich würde mich ja freuen, wenn es unter der Erde noch Hel-mnäßig eiskalt werden würde, aber du hast vermutlich recht mit deiner Abwesenheit mythologischer Schrecken

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