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Avatar von Ulrich K Rößler

Als Nachtrag zur Geologie Islands, die in dem pädagogischen Abschnitt mit Axels innerem Monolog dazu rekapituliert wird: >> die mineralogischen Merkwürdigkeiten, welche in diesem ungeheuren naturhistorischen Cabinet zu schauen waren; zugleich wiederholte ich in meinem Geist die ganze geologische Geschichte Islands. <<

Vermutlich benutzt Jules Verne hier in Paraphrasen und mit Vereinfachungen wieder die _Notices Scientifiques_ aus dem Reisebereicht von Charles Edmond _Voyage dans les mers du Nord à bord de la corvette la Reine Hortense_

Michel Lévy frères (Paris)1857

[https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k9769803z/f678.item], die von Alexandre-Émile Béguyer de Chancourtois (1820-1886) als Wissenschaftler, d.h. Geologe und von Camille Ferri-Pisani (1819-1893) verfasst wurden.

Der geologische Teil zu Island ist sehr ausführlich und enthält charakterisistische Stellen, die Verne für seine Beschreibung verwendet haben kann, wie :

'Un massif trappéen ouvert diagonalement due Sud-Ouest au Nord-Est par une fente énorme que remplit une formation trachytique ...' p. 63

[https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k9769803z/f741]

oder

'Dans cette hypothèse, le massif tout entier de l'Islande, formé dans les ablmes

d'un antique Océan, aurait été soulevé progressivement ou brusquement ..' p.64

[https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k9769803z/f742.item]

Die geologische Beschreibung klingt in vieler Hinsicht modern im Sinn der Plattentektonik und der speziellen isländischen Verhältnisse am Mittelatlantischen Rücken mit der "Isand-Plume" als anomal heißen Gestein unter Island. Das ist aber zum Teil eine Täuschung, weil die Vorstellungen von Chancourtois ja doch sehr weit noch von den modernen Theorien enfernt sind und der geologische Mainstream genau diese Theorien im Laufe des 19.Jahrhunderts erst einmal wiederlegt hat - bis auf Wiedervorlage.

Chancourtois und auch Charles Sainte-Claire Deville (s.u.), die hier wohl zu Jules Vernes Kenntnissen zum Vulkanismus und der Geologie beitragen, sind beide Schüler von Élie de Beaumont (1798-1874) [https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%A9once_%C3%89lie_de_Beaumont], der eine dominierende Gestalt der frz. Geologie im 19.Jahrhundert gewesen ist, wiederum aber seine Vorstellungen zum Vulkanismus aus Theorien des Leopold von Buch (1774-1853) [https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_von_Buch_(Geologe)#Weblinks] entwickelt hatte und dann eine riesiges Programm zur Beschreibung/Kartographie usf. der Gesteinsschichten als Nachweis im Laufe seines Lebens durchführte oder durchführen liess.

Die Theorie geht etwa so:

der feurige Erdball schrumpelt wegen Abkühlung ein - er muss kontrahieren und die dünne feste Erdkruste wird in bestimmten Bereichen relativ zu umgebenden Flächen aufbrechen und emporgehoben. Zu der Zeit gibt es auch noch grosse Überschwemmungen der Oberfläche mit flüssigem Material. Später ist die Erdkruste zwar fest und schon runzelig in einem bestimmten Muster. Erst danach in der Erdgeschicht bahnt sich flüssiges Material durch Kamine Wege nach oben oder auch aussen und drückt so auf die feste Kruste, dass kegelförmige Vulkanberge enstehen. Deshalb muss auch die Genese von modernem Basalt oder anderen Glutflussgesteinen von der des frühen plutonischen Gesteins unterschieden weren. Beaumont versucht dann diese Runzeln, i.e. Gebirge und ihren Verlauf über den gesamten Erdball durch ein regelmässiges pentagonales Raster zu erklären, das letztlich auf dem Dodekaeder als platonischer Körper dem Erdball einbeschrieben sei. Bestimmte Stellen auf der Erde sind Knotenpunkte/Ecken dieses Dodekaeders oder von Unterteilungen dieses Körpers, so z.B. Der Aetna. Aber auch Island sitzt an einer besonderen Stelle in diesem Raster.

Die Ereignisse der Auffaltung stellt Beaumont sich - folgend dem sehr raschen Erscheinen von vulkanischen Inseln über geologisch äusserst kurze Zeiträume (Tage/Monate oder wenige Jahre) - als extrem brutale katastrophische Ereignisse vor, bei dem kilometerhohe Gebirgszüge in sehr kurzer Zeit entstehen. Viel Biographisches zu Beaumont ist hier zu finden [https://www.annales.org/edit/archives/x/elie.html#centenaire], besonders schön: eine moderne Beschreibung mit vielen Bildern zu diesem _système pentagonale_ hier [https://www.annales.org/edit/archives/cofrhigeo/elie-touret.html].

Das ist als Szenario eine sehr reizvolle Vorstellung - der Boden der Tatsachen mit schnell sich bildenden Falten aber in Gestalt platonischer Körper. Man könnte da eine planetarische Besiedelung auf einem Planeten entwickeln, der nach Beaumonts Theorien funktioniert und die arglosen Weltraumfahrer mit seiner Wandelbarkeit überrascht mit einer harten Oberfläche, die in Stunden eine Bergkette aufwerfen kann - als Science Fiction-Roman über sehr unsichere / deformierbare Grundlagen.

Jules Verne hat vermutlich den Vulkanologen Charles Sainte-Claire Deville (1814-1877) [https://www.annales.org/edit/archives/x/charlesdeville.html] , der Schüler und Nachfolger von Beaumont gewesen ist und dessen Theorien gegen alle Kritik weiterentwickelt und verteidigt hat, persönlich oder doch wenigstens über seinen Verleger Hetzel indirekt gekannt. In der Reihe der Chemiker in Kapitel 1 kommt auch ein 'Sainte-Claire Deville_ vor. Da ist vermutlich sein Bruder Henry gemeint, der Chemiker gewesen und wohl berühmter war. Aber vielleicht ist das doch auch eine versteckte Referenz auf den Vulkanologen Charles.

Leider sind biographische Nachweise zu Vernes Kontakten / Arbeit mit Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalismus recht dürftig und etwas unscharf, in den mir zugänglichen Materialien, u.a. behauptet Marguerite Allotte de la Fuye solche Kontakte zwischen Verne und C. Sainte-Claire Deville in ihrer Biographie _Jules Verne, sa vie, son œuvre_ (Kra, Paris, 1928). Sie war Grossnichte von Jules Verne und scheint eher anekdotisches Material denn dokumentarische Nachweise benutzt zu haben.

(Bisher nicht eingesehene und in der Hinsicht wohl nützlich: Charles-Noël Martin, _Recherches sur la nature, les origines et le traitement de la science dans l’œuvre de Jules Verne_, Thèse : Lettre : Paris 7 : 1980 [https://www.sudoc.abes.fr/cbs/DB=2.1//SRCH?IKT=12&TRM=006613233].)

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Avatar von Ulrich K Rößler

Beim Aufstieg auf den Vulkan muss jetzt etwas Aktion stattfinden - daher weht der _Mistur_, weil der Sneffels eben schon lange erloschen ist, aber Bimsstein kann es dennoch regnen, wenn der Autor es so will.

Im frz. Original liest sich das so: >> une immense colonne de pierre ponce pulvérisée, de sable et de poussière s'élevait en tournoyant comme une trombe; [..] Si cette trombe s'inclinait, elle devait inévitablement nous enlacer dans ses tourbillons. <<

Und dann >> bientôt, la trombe s'abattit sur la montagne, qui tressaillit à son choc; les pierres saisies dans les remous du vent volèrent en pluie comme dans une éruption.<<

Dieser Quasi-"Ausbruch" ist offenbar so gefährlich, dass Hans als Führer eine 1-Wort-Bemerkung >>' Hastigt, hastigt' sogar mit Wortwiederholung zur Betonung der Dringlichkeit äußern darf.

Hier eine etwas despektierliche Vermutung, woher dieser Ausbruch an einem Vulkan kommt. Die ganze Geschichte wird als Besteigung des Aetnas kurz, knapp & wahr schon vorgezeichnet - und war schon damals offenbar ein Klischee :

"Un matin de bonne heure, je sortais d’une chaumière située au pied de la montagne, fermement résolu à examiner, dût-il m’en coûter la vie, l’intérieur de ce célèbre volcan. Après trois heures d’une marche des plus pénibles, j’atteignis le sommet de la montagne. Depuis trois semaines le volcan grondait sans discontinuer. Je ne doute pas, messieurs, que vous ne connaissiez l’Etna par les nombreuses descriptions qui en ont été faites : je n’essayerai donc pas de vous redire ce que vous savez aussi bien que moi, et j’épargnerai à moi une peine et à vous une fatigue inutile."

aus Rudolf Erich Raspe / Gottfried August Bürger

Aventures du baron de Münchhausen

Traduction par Théophile Gautier fils.

Chap.XVII _Voyage à travers la terre et autres aventures remarquables_.

[in G.A.Bürgers deutscher Adaption: ]

"Eines Morgens reisete ich früh aus einer am Fuß des Berges gelegenen Hütte ab, fest entschlossen, auch wenn es auf Kosten meines Lebens geschehen sollte, die innere Einrichtung dieser berühmten Feuerpfanne zu untersuchen und auszuforschen. Nach einem mühseligen Weg von drei Stunden befand ich mich auf der Spitze des Berges. Er tobte damals gerade und hatte schon drei Wochen getobt. Wie er unter den Umständen aussieht, das ist schon so oft geschildert worden daß, wenn Schilderungen es darstellen können, ich auf alle Fälle zu spät komme; und wenn sie, wie ich aus Erfahrung sagen darf, es nicht können, so wird es am besten getan sein, wenn nicht auch ich über dem Versuche einer Unmöglichkeit die Zeit verliere und Sie die gute Laune."

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Avatar von Ulrich K Rößler

Der vermutlich eigentliche Autor des Sagenkreises um Baron Münchhausen - und hier dieser bemerkenswerten Empedokles-Travestie - , nämlich Rudolf Erich Raspe wäre es wert genauer betrachtet zu werden - aber das führte wohl zu tief in den Basaltstreit und andere geologische Formationen.

Stattdessen muss ich hier eine Schuld begleichen, was Humphry Davy und die Theorie des Vulkanismus angeht. Die Ausseinandersetzung zwischen Axel und seinem Onkel Liddenbrock illustriert/dramatisiert die Ausseinandersetzungen um die Ursache der _vulkanischen Feuer_ etwa seit dem Ende des 18.Jahrhunderts bis in die 1820-30er Jahre.

Im allgemeinen hatte man wohl angenommen, dass Brände von Schwefel oder selbst auch Kohle im Erdinneren für den Vulkanismus verantwortlich sind. Die Annahme, dass das Erdinnere so heiss ist, dass das Materials dort geschmolzen ist, kam in dieser Zeit als konkurrierende Erklärung auf.

Humphry Davy hatte aber seit etwa 1807 die Chemie der Salze und Erden als Oxide einfacher (brennbarer) Metalle nachweisen können und versuchte daher die _vulkanischen Feuer_ als Reaktion von Metalllagerstätten mit Luftsauerstoff oder Wasser an der Oberfläche zu erklären. Seit dieser Zeit, demonstrierte Davy offenbar in seiner Vorlesung einen Minivulkan, der im Innneren Kalium- oder Natriummetall enthielt. Wenn durch Öffnungen Luft/Wasser zur Oxidation des Metalls in dieses Objekt geleitet wurde, fing der Kegel an unlöschbar zu brennen, "Lava" auszuwerfen usf. Im Prinzip der Typ Versuch, der von Prof. Liddenbrock in Kapitel 6 erwähnt wird. Davy war ein Chemiker-Poet und ausgesprochener Star - wohl auch Showman, der seine Sachen wirklich exzellent zu präsentieren wusste.

Lustig sind Davys eigene Review-Artikel zu dieser Theorie gegen Ende der 1820er, als er seine eigene Theorie wohl schon nicht mehr so recht glauben wollt. Die Einleitung fängt an:

'When in the years 1807 and 1808 I discovered that the alkalies and the earths were composed of inflammable matter united to oxygen, a number of inquiries suggested themselves with respect to various parts of chemical science [..]

The metals of the alkalies, and those of such of the earths as I had decomposed, were found to be highly combustible, and altered by air and water even at the usual temperatures of the atmosphere; it was not possible, consequently, that they should be found at the surface of the globe, but probable that they might exist in the interior: and allowing this hypothesis, it became easy to account for volcanic fires, by exposure of the metals of earths and alkalies to air and water; and to explain, not only the formation of lavas, but likewise that of basalts and many other crystalline rocks, from the slow cooling of the products of combustion or oxidation of the newly discovered substances.'

Aber in den abschliessenden Bemerkungen liest es sich dann so:

'On the hypothesis of a chemical cause for volcanic fires, and reasoning from known facts, there appears to me no other adequate source than the oxidation of the metals which form the bases of the earths and alkalies ; but it must not be denied that considerations derived from thermometrical experiments on the temperature of mines and of sources of hot water, render it probable that the

interior of the globe possesses a very high temperature : and the hypothesis of the nucleus of the globe being composed of fluid matter, offers a still more simple solution of the phaenomena of volcanic fires than that which has been just developed.'

[Davy Humphry ,1828

X . On the phænomena of volcanoes

Phil. Trans. R. Soc.118241–250

http://doi.org/10.1098/rstl.1828.0012]

Theorie im Stil eines Rückzugs der eigenen Position, die also recht unwahrscheinlich und kompliziert ist, und dann gleich das Eingeständnis, dass es wohl in Wirklichkeit einfachere/bessere Erklärungen gibt.

Aber für Jules Verne war Humphry Davy hier der wissenschaftliche Kronzeuge, der diese Reise ins Innere der Erde überhaupt erst ermöglichte, da es sonst einfach zu heiss dort ist - ausser für Baron Münchhausen natürlich.

Es ergibt sich dann aber ein Problem, weil nach den biographischen Informationen über Jules Verne, er nicht fähig war, wissenschaftliche Texte im englischen Original zu lesen. Sprachen lernte er am Lycée Saint-Stanislas!

D.h. die direkten Quellen für Vernes Bezug auf Humphry Davy scheint man nicht zu kennen. Oft werden die populärwissenschaftlichen Schriften von Louis Figuier genannt, v.a. La Terre avant le déluge (1862). Dieses Buch ist sicher eine Quelle für die _Voyage au Centre de la Terre_, aber dort werden zwar Vulkanismus und die Probleme bei seiner Erklärung diskutiert, aber Davy offenbar nicht direkt genannt. Es mag sich lohnen - im Hinblick auf Vernes Benutzung der isländischen Reiseberichte, die er am Anfang des Buches auflistet, hier auch die Reihe der Chemiker sich nochmals genauer anzusehen.

Im Kapitel 1 >>MM. Humphry Davy, de Humboldt, les capitaines Franklin et Sabine, ne manquèrent pas de lui rendre visite à leur passage à Hambourg. MM. Becquerel, Ebelmen, Brewster, Dumas, Milne-Edwards, Sainte-Claire Deville, aimaient à le consulter sur des questions les plus palpitantes de la chimie. <<.

Komischerweise kommen Joseph Gay-Lussac nicht vor, der mit Ampere zusammen in Frankreich einer der Kritiker der Davy'schen Theorie war.

Am Ende sind Jules Vernes Bilder über das Erdinnere aber vielleicht doch eher dem Buch von Raspe und den klassischen Bildern in Senecas Buch VI der _Naturales quaesiones_ entnommen.

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Avatar von Matthias

Nanu, noch gar keine Kommentare?

Ich hab mal bei Projekt Gutenberg ins IHVZ gespickelt: 45 Kapitel. Wenn die alle ungefähr gleich lang sind, hätten wir jetzt einen Drittel des Textes hinter uns.

Der "Mistour" fällt für mich schon unter Abenteuerliteratur. Es wird also langsam ernst, auch wenn wir noch nicht richtig zum Kern (hehe) der Sache vorstoßen. Das hätte ich mir nach dem rasanten Auffinden und Aufbrechen anders vorgestellt (bzw.: auch aus der Erinnerung der Erstlektüre als Jugendlicher sind die Reiseerlebnisse auf Island völlig verschwunden).

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Avatar von Ulrich K Rößler

Tag der Arbeit halt - da bleibt keine Freizeit selbst für recht staubige Pirouetten mit Bimssteinhagel.

Der _Mistour_ ist aber echt - oder zum Teil jedenfalls. Er kommt diesmal aus Olafssons und Palssons Reise- und Forschungsbericht - in der frz. Übersetzung:

'Mistour.

§ 15. Lorsque l'atmosphère se couvre subi-

tement au-delà des montagnes, à l'est de

Mosfell-Sweit, et qu'il devient brun et noir,

cela annonce toujours un gros vent d'est ou

sud-est. Ce vent succède une heure ou tout

au plus deux heures après ; cet obscurcis-

sement dure un jour ou au moins une demi-

journée. Les habitans appèlent ce phénomène

MISTOUR. L impétuosité du vent emporte

bientôt, au-delà des confins du diocèse,

ce nuage de poussière qui obscurcissait l'air.

Dès que les marins s'en apperçoivent, ils se

mettent sur leur garde et ont soin de prendre

leurs précautions. Ce phénomène a lieu toutes

les fois qu'un gros vent souffle des glaciers

du quartier oriental vers Rangvalle et les

déserts qui entourent le mont Hécla, parce

qu il élève, dans les airs, une colonne de

pierre-ponce pulvérisée, de sable et de pous-

sière, qu'il transporte au-delà des provinces Occidentales, jusqu'à Mosfell-Sweit, ce qui

comporte deux milles Danois. '

[

Voyage en Islande, fait par ordre de S. M. danoise. T. 1 / , contenant des observations sur les moeurs et les usages des habitans ; une description des lacs, rivières, glaciers, sources chaudes et volcans ; des diverses espèces de terres, pierres, fossiles et pétrifications ; des animaux, poissons et insectes, etc., etc. ; avec un atlas ; traduit du danois par Gauthier-de-Lapeyronie, traducteur des Voyages de Pallas. Tome premier [-cinquième].

Eggert Ólafsson (1725-1768). pp.14-15.

https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k1040295f/f28.image

]

In der zeitgenössischen dt. Übersetzung

_Des Vice-Lavmands Eggert Olafsens und des Landphysici Biarne Povelsens Reise durch Island : veranstaltet von der Königlichen Societät der Wissenschaften in Kopenhagen / und beschrieben von bemeldtem Eggert Olafsen ; Aus dem Dänischen übersetzt

Author, Contributor

Eggert Olafsson [1726-1768] ; Schøning, Gerhard [1722-1780]

Imprint

Kopenhagen und Leipzig : bey Heinecke und Faber, 1774-1775:

[https://www.e-rara.ch/doi/10.3931/e-rara-54815]

liest sich der Paragraph so :

'Mistur, § 15. Mistur oder Wind=Mistur, nennt man hier eine Lufterschiung, wenn die Luft über den Gebirgen östlich von Mosfeslls-Sveiten in kurzer Zeit braun, schwarz und heßlich anzusehen wird, welches allezeit einen starken Ost= oder Südostwind bedeutet, der in der ersten oder zweyten Stunde darauf folget, und einen halben oder ganzen Tag anhält, da denn dieser Staubnebel von dem Winde über das Kirchsprngel hinaus geführet wird, und die Seeleute sich dafür in Acht zu nehmen wissen. Diese Erscheinung entsteht, indem ein starker Wind von den Eisberken (Jökull) der Austfirdinge Fiordung nach Rangvalle und die Wüsteneyen um den Hekla herum hinstehet, da denn der daselbst befindliche Bimsstein, Sand und Staub aufgerührt und über die westlichen Provinzen, bis auf zwey dänische Meilen, bin an Mosfells-Sveit, geführet wird.'

Das ist ein weiterer Beleg, dass Jules Verne tatsächlich diese 18.Jh.-Quelle benutzt hat. Alle anderen Quellen, wie Marmier, Edmond und auch Kerguelen erwähnen diesen Namen für diesen spezifisch isländische Staubsturm nicht.

In einer aktuellen Monographie über Staubstürme findet sich _Mistur_ dann auch als Wetterphänomen in einer langen Liste von lokalen Bezeichnungen für so etwas:

cf . Goudie, Andrew S., and Nicholas J. Middleton. Desert dust in the global system.

Springer Science & Business Media, 2006. Table 4.1 p.56

[https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=4m6xempfY1gC&oi=fnd&pg=PA1&dq=mistur+iceland+duststorm&ots=vbaG-Rfy-z&sig=cM3t_vw6eDI6DSNULsfQC4s3X-E&redir_esc=y#v=onepage&q=mistur&f=false]

Für Liebhaber von Namenslisten mit Fernwehfunktion - von Brume sèche und Harmattan bis Sirocco und Zonda.

Eine meteorologische Untersuchung ist hier zu finden:

Ashwell, I. Y. (1986). Meteorology and Duststorms in Central Iceland.

Arctic and Alpine Research, 18(2), 223–234.

[https://doi.org/10.1080/00040851.1986.12004081]

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